Katzenberg

Turmhügelburg bei Ehrenburg

  1. Erbauung vermutlich Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jh.
  2. Zerstörung der Turmhügelburg um 1346 und Bau der Ehrenburg
  3. 1427 Erste urkundliche Erwähnung der Ehrenburg
Über die Entstehung und Bedeutung des Katzenbergs gibt es verschiedene historisch übermittelte Erzählungen und Theorien aus der Heimatforschung. So könnte der Katzenberg, auch Galgenberg genannt, als Richtstätte genutzt oder einen Wachturm des Amtes Ehrenburg getragen haben. Es könnte sich hier aber auch ein Hügelgrab befinden, wie sie bereits 1928 bei dem nahegelegenen Ehrenburger Ortsteil Schmalförden entdeckt wurden (s. Historische Orte). Denkbar ist auch, dass der Katzenberg ein Teil einer barocken Gartenanlage ist. Von der Domäne Ehrenburg bis zum Katzenberg zieht sich eine parkähnlich angelegte Buchenreihe (frz. Bousquet). Solche „Lustwäldchen“ waren oft Bestandteil dieser weitläufigen, schematisch aufgebauten Barockgärten. Eine aktuelle Forschung (s. nachfolgenden Text) kommt zu dem Schluss, dass es sich um die Reste einer Turmhügelburg (frz. Motte) handelt. Derartige Anlagen wurden vielfach im 11. bis 13. Jh. vom niederen Adel erbaut. Den Burghügel erkennt man am Graben. Um das Abrutschen des Hügels zu verhindern, liegt dazwischen ein ebener Bereich, die Berme. Berme und Graben sind typisch für mittelalterliche Befestigungen und so z. B. auch an der Hünenburg in Twistringen zu finden. Der Graben ist an einer Stelle von einer Erdbrücke unterbrochen. Auf ihr standen die Zugangsleitern, die bei Gefahr eingezogen wurden. Der Begriff Katzenberg ist eine neuere Namensgebung der Ehrenburger für die vermutlich höchste Erhebung in der Gemeinde. Historisch richtiger müssten die Reste der Turmhügelburg als Ehrenburg bezeichnet werden. Hinweise besagen, dass die hölzerne Turmhügelburg 1346 zerstört und durch die steinerne Ehrenburg ca. 850 m weiter östlich ersetzt wurde.
    Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Manfred Rasche, Wunstorf

Die Motte Katzenberg bei Ehrenburg, Kreis Diepholz

Einleitung

Zwischen der Stadt Twistringen und dem Ortsteil Ehrenburg der Samtgemeinde Schwaförden, im Landkreis Diepholz, liegen die Reste zweier Burgen, die sächsischen Hünenburg und die spätmittelalterlichen Ehrenburg. Diesen beiden Burgen muss noch eine weitere hinzugefügt werden. Dabei handelt es sich um die hochmittelalterliche Turmhügelburg Katzenberg, die etwa 800 m von den Resten der Ehrenburg entfernt liegt. Sie dürfte eine Vorläuferin der Ehrenburg gewesen sein. Bild 1: Der Katzenberg mit der Erdbrücke über dem Graben, Blick von Norden

Der Katzenberg

Fährt man von Ehrenburg nach Twistringen, kommt hinter der Abzweigung nach Schmalförden zunächst ein rechts der Straße liegendes Feld und dann eine scharfe Rechtskurve. Gleich hinter der Kurve liegt rechts, dicht neben der Straße, in einem kleinen Buchenwald der Katzenberg. Es ist ein recht unscheinbarer Hügel, Bild 1 von etwa 3,0 m Höhe und 45 m Umfang. Der Hügel wird von einem ca. 3 m breiten und 1 m tiefen Graben umzogen, Bild 1, 2 und 3, der an einer Stelle von einer Erdbrücke unterbrochen ist, Bild 1 und 6. Auf einem kleinen Teil im Westen, im Winkel zwischen der Straße und dem Weg „Am Katzenberg“ ist diesem Graben ein Vorwall vorgelagert. Dies zeigt ein Blick vom Katzenberg aus, Bild 3. Der Vorwall entstand durch den steiler abgestochenen Rand einer natürlichen Senke. Bild 2: Graben auf der Südseite des Katzenberges Bild 3: Blick vom Katzenberg auf den 3 m breiten Vorwall westlich des Katzenberges. Im rechten Bildbereich, vor der Straße, befindet sich der Rest der Senke. Im Hintergrund die Ebene, über die der Weg zur Goldenen Brücke bei Goldenstedt ursprünglich verlief. Die Baumreihe ganz hinten am oberen Bildrand, steht an der ehemals versumpften Schmalförder Riede. Siehe dazu auch Bild 12. Der vorgelagerte Wall, bzw. der künstlich verstärkte Abfall zur Senke, dürfte ursprünglich in beide Richtungen weitergegangen sein. Durch den Bau der Landstraße Ehrenburg – Twistringen und den erhöhten angelegten Anschluss des Weges „Am Katzenberg“ an die Straße ist dieser Bereich jedoch gestört, so dass hier keine eindeutigen Aussagen gemacht werden können. Dazu kommt, dass im Winkel zwischen der Landstraße und dem Weg „Am Katzenberg“ früher organischer Abfall, Baumschnittreste etc. abgelagert wurde. Auch das könnte die Topografie und damit die Deutung des Geländes verändert haben. Ein Vergleich des jetzigen Straßenverlaufes, Bild 5 mit dem auf der kurhannoverschen Landesaufnahme von 1771, Bild 4, zeigt, dass die Straße ursprünglich weiter westlich verlief. Ursache hierfür dürften die Gräben am Katzenberg und die feuchte Senke gewesen sein. Der Karte in Bild 5 ist zu entnehmen, dass die Landstraße gegenüber der Umgebung erhöht angelegt wurde, weil der Sumpf wie in Bild 4 und 5 zu sehen ist, früher über die heutige Straße weiter nach Westen reichte. Feucht war es sicherlich auch die Senke westlich des Katzenberges, denn auch hier verläuft die Straße erhöht, siehe Bild 7. Um die Veränderungen aufzuzeigen, wurde die neue Straße in die Karte von 1771 hineinkopiert, Bild 6. Bild 4: Ehrenburg auf der kurhannoverschen Landesaufnahme von 1771 Bild 5: Ehrenburg auf der topografischen Karte von 1899. Der Hügel des Katzenberges ist eingezeichnet. Er liegt im Wald an der Straße. Bild 6: Karte von 1771 mit dem Straßenverlauf von heute nach der Kurhannoverschen Landesaufnahme Die Einwohner von Ehrenburg haben für den Katzenberg mehrere Erklärungen:
  • Es ist ein Hünengrab.
  • Es war die Richtstätte des Amtes Ehrenburg [Denkmale]. Deswegen heißt der Katzenberg auch Galgenberg. Nach einer Erzählung meines Vaters soll sein Großvater dort einer Hinrichtung zugesehen haben. Dies müsste zur Mitte des 19. Jh. gewesen sein. Diese Geschichte kann jedoch nicht stimmen, denn die letzte Hinrichtung in Ehrenburg erfolgte viel früher, im Jahre 1778 [Gehrke]. Außerdem fand diese nicht auf dem Katzenberg, sondern auf dem Richtplatz in der Stocksdorfer Heide statt. Das „Gericht“ mit dem Galgen ist westlich von Stocksdorf auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme verzeichnet, Bild 8. Hier, auf einer kleinen Anhöhe, zeigte das Amt Ehrenburg allen Ankommenden, wie mit Rechtsbrechern umgegangen wird. Für eine Richtstätte wäre außerdem der Arbeitsaufwand für den Berg zu hoch und der Graben unnötig gewesen.
  • Von hier aus sollen die Bediensteten der Domäne bei der Arbeit beaufsichtigt worden sein. Wenn auch nicht zu bestreiten ist, dass der Domänenverwalter von hier aus nach seinen Leuten gesehen haben könnte, so hat man den Hügel dafür nicht erbaut. Zuviel Aufwand.
  • Der Schmalvördener Heimatforscher Fritz Hinrichs vermutet, der Katzenberg ist Teil einer barocken Gartenanlage. Bei der Anlage eines Bosquets, wurde ein Hügel aufgeworfen, der die Anlage abschließen sollte. Das Bosquet, auch Buschkett genannt, ist ein waldähnlicher Parkteil, das nach Maneke vom Oberamtmann von Hugo zwischen 1773 und 1788 angelegt wurde.
  • Hier soll ein vorgeschobener Wachturm der Ehrenburg gestanden haben.
Bild 7: Der Katzenberg von Südwesten mit der erhöht angelegte Straße. Bild 8: Lage der Richtstätte (Gericht) des Amtes Ehrenburg am Ende des 18. Jh. Die fünf Erklärungen treffen jedoch nicht den Grund für die Errichtung des Katzenberges. Das Besondere am Hügel ist, dass er von einer Berme und einem Spitzgraben umzogen ist, der von einer etwa 2 m breiten Erdbrücke überbrückt wird, Bild 9. Als Berme bezeichnet man ein horizontales Stück zwischen einem Wall, Mauer oder Hügel und einem Graben. Bei Befestigungen baut man so, um den Graben vom Druck zu entlasten und damit der Hügel bei Angriffen nicht in den Graben rutscht und diesen auffüllt. Spitzgräben sind typische Gräben bei Befestigungen, da ein Herausklettern daraus schwierig ist. Auch der Ringwall der benachbarten, älteren Hünenburg war von einer Berme und einem Spitzgraben umzogen [Heine, S. 89]. Die Berme und der Spitzgraben passen nicht zu Aussichtspunkten oder Verschönerungshügeln am Rande einer Parkanlage. Auch Hügelgräber und Richtstätten brauchen Derartiges nicht. Nur bei einem vorgeschobenen Wachturm ist so etwas sinnvoll. Doch was sollte ein vorgeschobener Wachturm so nahe an der Ehrenburg? Der Graben schneidet den Hügel auch nicht vollständig von der Umgebung ab, denn eine Erdbrücke stellt den einfachen Zugang zum Hügel dar. Dieser ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn auf dem Hügel ein Haus oder ein Turm gestanden hat. Lage, Größe und Art der Anlage deuten darauf hin, dass der Katzenberg der Rest einer kleinen Befestigung ist. Es dürfte sich um eine Turmhügelburg oder „Motte“, (aus dem französischen übernommenen Fachbegriff für Turmhügelburgen) gehandelt haben. Derartige Befestigungen wurden vielfach im 11. Bis zum 12. Jh. erbaut. Bild 10 zeigt eine Skizze des Grundrisses. Bild 9: Die Erdbrücke über den Graben. Sie ist durch die vielfache Benutzung durch Fahr- und Mopedfahrer abgefahren worden. Der Katzenberg liegt südlich der ehemals versumpften Bachniederung der Stocksdorfer Riede. Damit war ein Schutz des Katzenberges nach Norden gewährleistet. Ein nicht beackerter Streifen zwischen zwei Feldern, Bild 4 und 6 setzt sich vom eben erwähnten Sumpfstreifen in südlicher Richtung westlich des Katzenberges fort. Hierbei dürfte es sich um eine feuchte Senke gehandelt haben, deren ursprüngliche Tiefe in der Ecke zwischen der Straße Ehrenburg Twistringen und dem Weg „Am Katzenberg“ noch zu erkennen ist. Diese Senke schützt den Katzenberg nach Westen. Weiterhin ist zu bedenken, dass vor der Erbauung der Ehrenburg der Wasserabfluss aus dem Moor nördlich der Ehrenburg schlechter war, so dass in der Stocksdorf Riede das Wasser höherer stand. Somit ergibt sich für den Katzenberg eine natürliche Schutzlage an einem Sumpf. Bild 10: Handskizze vom Grundriss des Katzenberges zu Beginn der 1980 Jahre. Sie ist zu Beginn der 1980 Jahre bei einem Besuch vor Ort aufgenommen wurde. Ein Maßband stand dabei nicht zur Verfügung. Bild 11: Prinzipbild der Turmhügelburg Katzenberg Das Prinzipbild, Bild 11, zeigt eine freie Rekonstruktion der Turmhügelburg Katzenberg. Der Wohnturm steht auf einem kleinen Hügel und ist von Graben und Wall umgeben. Davor liegt der Vorwall. Als zusätzlicher Schutz könnte ein Flechtzaum oder eine Palisade am Grabenrand und auf dem Vorwall vorhanden gewesen sein. Die Grundfläche des Wohnturmes, Bild 11, erscheint zunächst zu klein für die Wohnung eines Burgbesitzers zu sein. Doch tatsächlich war nicht mehr Wohnraum nötig. Außerdem gilt, dass diejenigen, die seinerzeit derart kleine Burgen bauten, vorher als Großbauern in einem sächsischen Langhaus lebten. Aus diesen Häusern wurde nur der kleine Wohnbereich in den Turm verlegt. Der Wirtschaftsbereich bzw. die Küche und die Vorräte befanden sich im Erdgeschoss. Gewohnt wurde im oberen Stockwerk. Hier war auch der Eingang. Die Leitern konnten bei Gefahr eingezogen werden. Ganz oben war der Verteidigungsbereich. Ein größerer Wirtschaftshof mit Scheune, Vieh- und Pferdeställen, Back- und Brauhaus sowie Werkstätten in Grubenhäusern dürften in der Nähe gelegen haben. Seine Lage ist jedoch unbekannt. Der Schutz des Wohn- und Lebensbereiches eines Kleinadeligen war wichtig, da seine Gefangennahme durch einen Gegner beträchtliche Folgen haben konnte. Dies zeigt die Geschichtete der Edelherren von Hodenberg. Nachdem die Hoyaer Grafen deren Wohnturm (durch Verrat?) erobert hatten, [Mithoff] mussten sie den Grafen ihre Besitzungen westlich der Weser überlassen. Da ein sächsischer Bauernhof, wegen seiner Größe und der Bauart der Häuser praktisch nicht zu verteidigen war, baute man sich eine kleine Turm- oder noch besser Turmhügelburg, in der man vor Feinden sicherer leben konnte. Manchem dürfte der Hügel des Katzenberges zu klein für eine Burg sein. Hier ist zu berücksichtigen, dass die Turmhügelburg Limmer, eine Burg der Grafen von Roden / Limmer einen Burghügel von etwa 10 m x 12 m besaß [Heine]. Sie war damit etwa gleich groß wie der Katzenberg. Im Jahre 1189 wurde diese Burg von den Truppen des Königs Heinrich IV vergeblich bestürmt [HhSt]. Da die königlichen Truppen die Burg Limmer nicht erobern konnten, dürfte auch der Katzenberg für die Kleinkriege der damaligen Zeit eine hinreichende Wehrhaftigkeit gehabt haben. Der Folcweg Burgen dienten zur Beherrschung des Landes. Deshalb baute man sie an strategisch günstigen Stellen. Das waren oft Flussübergänge und andere Engstellen, an denen sich der Verkehr bündelte, um diesen zu überwachen. Bei der Ehrenburg und dem Katzenberg ist in dieser Hinsicht der Folcweg von Interesse, der hier durch Engstellen zwischen Sümpfen und Mooren verläuft. Eine Karte von 1694, Bild 12, verzeichnet westlich von der Ehrenburg und damit vom Katzenberg eine Straße, die über eine trockene Landzunge zwischen den versumpften Bereichen des durch Ehrenburg fließenden Kuhbachs und des Westerbruchs geht. Die Straße umrundete hier auf der Nordseiten den ca. 30 km langen, ehemals weitgehend unpassierbaren Moorgürtel, der von Borwede bis nach Diepenau, nordwestlich von Minden reichte. Damit kam diesem Weg, ursprünglich eine große Bedeutung zu. Heute wird der Ost-West-Verkehr über die B 214 Celle-Nienburg-Sulingen-Diepholz abgewickelt. Auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1771 ist die direkte Verbindung von Sulingen nach Diepholz noch nicht verzeichnet. Erst auf einer Karte von 1811 ist sie vorhanden [Bach Nr. 17]. Bild 12: Ausschnitt der Karte des Amtes Ehrenburg von 1694. Norden ist rechts. Am oberen Bildrand die Ausläufer des Wietungsmoores. Das Moor nördlich von Ehrenburg setzt sich weiter nach Norden in das Kirchspiel Twistringen fort. Die Standorte der Burgen Katzenberg und Grimmenberg wurde nachträglich eingetragen. [Bach, Karte Nr. 4]. Der ursprüngliche wichtigste Weg in dieser Gegend war der Folcweg. Nieberding beschreibt eine alte Heerstraße, die von Oldenburg zur Weser führte [Nieberding, S. 43]. Von Oldenburg ging sie östlich an Wildeshausen vorbei, durch die Katenbeeker Heide, über Reckum, Spradau, durch das Waldgebiet Dehmse, dann an der Nordostseite von Twistringen, östlich von Neuenkirchen und nördlich von Sulingenvorbei in Richtung Drakenburg an der Weser. Dort gab es eine Furt durch die Weser, die später durch eine Brücke ersetzt wurde. Eine andere, bei Nieberding nicht erwähnte Weserfurt lag bei Sebbenhausen. An diesem Weg lag bei Neuenkirchen die Burg der Grimmenberger. Auf der Höhe von Spradau stieß ein von Westen, kommender Weg auf den von Nieberding beschriebenen Weg. Er kam von Meppen an der Ems und wurde westlich der Hunte u. a. als Herzog Erich Weg bezeichnet. Auf der 1049 erwähnten Buribruc bei Bühren [Hucker, Twistringen] wurde die Hunte gequert. Diesen Weg hat Nieberding nicht erwähnt. Der Teil des Weges von Bühren bis zur Weser wurde als Folcweg am Ende des 11. Jh. zur Grenze zwischen den Bistümern Bremen und Minden bestimmt [Hucker, Twistringen]. Die südlich dieses Weges liegenden Kirchspiele Colnrade, Twistringen, Neuenkirchen, Scholen und Schwaförden gehörten dementsprechend zur Diözese Minden. Zu einen unbekannten, späteren Zeitpunkt, als die Diözesangrenzen fest lagen, muss sich dieser Weg nach Süden verlagert haben, um südlich von Goldenstedt, auf der 1349 vorhandenen Goldenen Brücke über die Hunte zu gehen. Vor dort aus ging es zunächst auf der heutigen Straße Richtung Twistringen bis kurz vor Natenstedt. Dort schwenkte er rechts ab, um über heutige Feldwege nördlich um Heiligenloh herum in Richtung Borwede zu verlaufen. ließ dieses rechts und Brelloh links liegen und ging auf Schmalvörden, „schmale Furt“ [Lutosch] zu. Das Wegstück von der Goldenen Brücke bis nach Ehrenburg ist auf einer Karte von 1711 verzeichnet [Twistringen] und auf der preußischen Landesaufnahme vom 1897 noch als besserer Weg eingezeichnet. Im Bereich Scholen – Schwaförden, „beschwerlicher Weg“ [Lutosch], dort wo der alte Folcweg aus nördlicher Richtung nach Osten schwenkt, traf dieser neue Weg auf den alten. Für die Verlagerungen des Weges dürften neben natürlichen Gründen, wie dem Anwachsen von Mooren und der Veränderungen von Wasserläufen später auch Wegebaumaßnahmen und geänderte Warenströme ursächlich gewesen sein. So ist bei und mit der Errichtung der des Katzenberges bzw. der Ehrenburg durch einen Damm die Überquerung der feuchten Kuhbachniederung verbessert worden, so dass die Furt bei Schmalförden überflüssig wurde. Die Wegeführung des Folcweges nutzt eine der wenigen Möglichkeiten, den Weserraum zwischen Bremen und Minden in Ost-Westrichtung großräumig zu überschreiten. Der Grund dafür war weniger die Weser selbst, sondern die beiderseits der Weser liegenden, ehemals sehr großen Moor- und Sumpfgebiete. Diese Wegeführung wurde lange beibehalten. Die Karte von 1694, Bild 12, zeigt noch, dass die an Ehrenburg vorbei verlaufende Straße nach Kloppenburg führte. Auch auf einer Karte der Postverbindungen von 1774 nutzt eine Reitende Post noch den Weg von Nienburg über Ehrenburg nach Wildeshausen, [Bach Nr. 14]. Zusammenhang von Katzenberg und Ehrenburg Der Name Katzenberg ist sicherlich nicht die ursprüngliche Bezeichnung für diese Befestigung. Es ist die derzeitige Benennung des Hügels durch die Ehrenburger. Historisch richtiger müssten die Reste der Turmhügelburg wahrscheinlich als Ehrenburg bezeichnet werden, denn es ist davon auszugehen, dass die Ehrenburg die Nachfolgerin des Katzenberges ist. Um die beiden Befestigungen jedoch besser unterscheiden zu können, wird die Bezeichnung der Turmhügelburg als Katzenberg beibehalten. Die Turmhügelburg Katzenberg wird vermutlich 1346 durch die Ehrenburg ersetzt und verfällt dann. Der neue Standort der Burg lag ca. 850 m weiter östlich. Dort wurde die Burg auf einem erhöhten Terrain, das an drei Seiten von Sumpf umschlossen war, neu errichtet. Der Zugang zur Burg erfolgte von einem Damm aus, der durch die sumpfige Niederung des Kuhbaches aufgeschüttet wurde. Die neue Burg hatte dadurch einerseits einen höheren Verteidigungswert, andererseits konnte die Burgbesatzung vor hier aus problemlos auch jenseits der vermoorten Kuhbachniederung tätig werden, was vom Katzenberg aus nicht möglich war, siehe Bild 12. Beides erhöhte den Wert der Burg. Wie wichtig der Burgplatz Katzenberg / Ehrenburg zur Beherrschung des Landes war zeigt, dass die späteren Besitzer der Ehrenburg, die Grafen von Hoya, und deren Nachfolger, die Welfen, die Burg weiterhin unterhielten und ausbauten. Noch im dreißigjährigen Krieg wurde mehrfach um sie gekämpft. Erst 1740 entstanden etwa 350 m westlich die Gebäude der Domäne, die die Burg ersetzten. Die nur ca. 5 Kilometer entfernt liegende Burg der Grimmenberger bei Neuenkirchen, siehe Bild 12, verfällt hingegen nach dem Aussterben der Grimmenberger im Jahre 1266 [Mithoff] in mehr oder weniger kurzer Zeit. Dies könnte damit zusammenhängen, dass durch die Verlagerung des Hunteübergangs von Büren zur Goldenen Brücke der nördliche Teil des Volksweges beträchtlich an Bedeutung verlor. Daher büßte auch der Grimmenberg an Bedeutung ein, so dass für deren Erben, die Bruchhäuser Grafen ein weiterer Betrieb dieser Burg nicht mehr sinnvoll erschien. Für einen Ersatz der Turmhügelburg Katzenberg durch die Ehrenburg spricht, dass in der Nähe ähnliche Verlagerungen von Burgstandorten vorgekommen sind. Im etwa 23 km nördlich von der Ehrenburg gelegenen Harpstedt wurde eine kleinere Befestigung an der Delme aufgegeben und durch die neue größere Burg Harpstedt ersetzt. Diese lag, ähnlich wie die Ehrenburg, neben einem Damm durch die Delmeniederung. Auch hier konnte die Straße vom neuen Burgstandort aus direkt überwacht werden. Die 14 km nördlich gelegene Burg Freudenberg [Hucker, Bassum] war zunächst eine kleinere Befestigung. Auch sie wurde durch eine größere Turmhügelburg ersetzt, die wenig weiter westlich aufgeschüttet wurde. Die Ehrenburg dürfte zunächst aus einem steinernen Bergfried und dem angrenzenden Palas bestanden haben. Darauf deutet der Merianstich der Ehrenburg von 1654 hin. Später folgten Erweiterungen. Im dreißigjährigen Krieg wurde der größte Ausbau erreicht. Nach bzw. beim Bau der Domäne wurde die Ehrenburg als Steinbruch genutzt. Heute sind nur noch Schutthügel übrig. Darunter dürften sich allerdings noch meterhohe Mauern verbergen. Da sich der Sumpf des Kuhbachs über den Damm vor der Ehrenburg einfacher überqueren ließ als durch die Furt bei Schmalvörden, wurde der Folcweg vor die Ehrenburg verlegt. Davon zeugt die Zollstelle, die auf dem Merianstich zu sehen ist. Diese Wegeführung zeigt auch die Karte von 1694, Bild 12, und die Kurhannoversche Landesaufnahme von 1771, Bild 4. Auch heute noch geht die Straße direkt an der Ehrenburg und am Katzenberg vorbei, denn die Straße ist gegenüber dem Verlauf auf der Karte von 1899, Bild 5, nicht verändert worden. Die Erbauer des Katzenberges Wann und von wem die Turmhügelburg Katzenberg erbaut wurde, ist nicht bekannt. Dazu liegen weder mündliche noch schriftliche Überlieferungen bzw. archäologische Untersuchungen vor. Von der Größe und der Bauart der Turmhügelburg her kann im Vergleich mit benachbarten Turmhügelburgen vermutet werden, dass der Katzenberg am Ende des 12. Jh. oder am Anfang des 13. Jh. errichtet wurde. Auch die Anfänge der Ehrenburg sind unbekannt, so dass von daher keine Rückschlüsse auf den Katzenberg möglich sind. Die benachbarten Grimmenberger Edelherren und die Bruchhäuser Grafen scheiden als Erbauer des Katzenberges aus, da der Besitz der 1266 ausgestorbene Grimmenberger an die Alt-Bruchhäuser Grafen vererbt wurde. Deren Besitz kauften die Hoyaer Grafen im Jahre 1338, [Hucker, Grafen, S. 25]. Im entsprechenden Übergabevertrag von Altbruchhausen an Hoya ist die Ehrenburg jedoch nicht enthalten [HhSt, Ehrenburg]. Nach einer Nachricht im Niedersächsischen Staatsarchiv, [Erler, S. 170] soll die Ehrenburg 1346 zwar zerstört, aber erfolgreich den Angriffen Mindens widerstanden haben. Auf den danach erfolgten Wiederaufbau könnte sich die Erwähnung bei Merian beziehen, dass die Ehrenburg im Jahre 1346 von den Hoyaer Grafen Otto und Johann, gegen den Bischof von Minden zur Festung errichtet worden ist. Danach ist es möglich, dass die Burg Katzenberg im Jahre 1346 von den Hoyaern durch die Ehrenburg ersetzt wurde. Diese Aussage setzt allerdings voraus, dass um 1346 derart kleine Befestigungen, wie der Katzenberg, noch militärisch brauchbar waren. Dies kann bezweifelt werden. Da jedoch im Jahre 1341 die Burg Rumpeshorst, bei Wittlage erobert und zerstört wurde, erscheint die Aussage doch richtig zu sein, denn die Burg Rumpeshorst soll eine kleine Turmhügelburg gewesen sein, [Nieberding S. 124]. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass noch im Jahre 1352 auf dem Schloss Koldingen an der Leine ein hölzerner Bergfried erbaut wurde, [Flohr, S. 12]. Auf der Burg Altbruchhausen wird der alte hölzerner Turm der Burg erwähnt, der einen Brand des Dorfes im Jahre 1627 überstanden hat. [Gade 1, S. 238]. Eine abschießende Aussage zu dieser Frage kann an dieser Stelle jedoch nicht gemacht werden. Selbst wenn die Hoyaer 1346 im Besitz des Katzenberges gewesen sind, so ist es trotzdem unwahrscheinlich, dass sie die Turmhügelburg erbaut haben. Als die Burg am Ende des 12. Jh. bzw. zu Beginn des 13. Jh. erbaut wurde, hatten die Hoyer im Raum Ehrenburg kaum Grundbesitz und damit wenig Einfluss. Daher ist ein Burgenbau durch sie an dieser Stelle unwahrscheinlich. Erst mit dem Erwerb der Grafschaft Altbruchhausen 1338 und Neubruchhausen 1384, [Hucker, Grafen] nahm der Einfluss der Hoyaer hier deutlich zu, [Erler Karten 1 und 2]. Erst ab 1427 können sie urkundlich mit der Ehrenburg in Verbindung gebracht werden [Gehrke]. In keiner der Schriften, die sich intensiver mit den Grafen von Hoya bzw. mit der Grafschaft Hoya befasst haben, [Hucker, Erler, Gade] sind Hinweise darauf zu finden, wann die Hoyaer den Katzenberg bzw. die Ehrenburg, erbauten bzw. wann die Burg an die Hoyaer gekommen ist. Da die historischen Quellen nichts hergeben, muss der Katzenberg bzw. die Ehrenburg aus anderen Händen als von den Bruchhäusern an die Hoyaer gekommen sein, wobei hierüber keine Nachricht erhalten geblieben ist. Auf einen anderen, als gräflich hoyaschen Ursprung des Herrschaftsbereichs um den Katzenberg bzw. die Ehrenburg deutet hin, dass die Vogtei Ehrenburg im „…16. Jh. – anders als die übrige Grafschaft – in Bauernschaften aufgeteilt war.“ [HhSt, Ehrenburg]. Dies deutet Gehrke [Gehrke, S. 16] als Folge der Jahrhunderte langen mindenscher Herrschaft. Dies zeigt auch eine Karte im Niedersächsischen Geschichtsatlas, [Pischke], die die Herrschaftsbereiche in der Nachfolge Heinrich des Löwen darstellt. Bild 13. Hier reicht das Hochstift Minden noch weit in die spätere Grafschaft Hoya hinein. Für die Zeit bis zur Mitte des 14. Jh. lässt sich im Bereich um Ehrenburg herum viel mindenscher Besitz nachweisen. Im Jahre 1252 ist dieser u. a. durch die Rückübertragung der Vogtei von Schmalförden und weiteren Orten an den Bischof von Minden nachweisbar [Scriverus Bd. 1, S. 34]. Die benachbarten Grimmenberger Edelherren verfügten über Lehen der Mindener Kirche, [Gade 2, S.50] und in Sulingen lag ein Haupthof der Mindener Kirche [Plenge]. Bild 13: Zerfall des Herrschaftsbereichs Heinrichs des Löwen 1180-1235, Ausschnitt [Pischke] Erbauer des Katzenberges und Gründer eines dazugehörigen Herrschaftsbereiches könnten bisher unbekannte örtliche Kleinadelige gewesen sein. Hierfür dürfte auch die Familie der Twistringer Sagengestalt Grete Grabhorst in Betracht kommen, die in und um Twistringen über beträchtlichen Landbesitz verfügt haben soll [Twistringen]. Der Katzenberg könnte aber auch in Zusammenhang mit dem Machtstreben der Hoyer Grafen stehen. Die Burg könnte von Minden aus gegen die Hoyaer errichtet worden sein. Wie sie in den Besitz der Hoyaer gekommen sein könnte, ist allerdings unklar. Im Jahre 1335 gelang es den Hoyern, sich in den Besitz der starken mindenschen Burg Neuhaus bei Liebenau zu setzen und diese zu zerstören. Das führte zum Zusammenbruch der Nordgrenze des mindener Stiftes [Scriverius 1, S. 116 ff]. Die Geschehnisse des Jahres 1346 dürften in Zusammenhang mit diesen Streitigkeiten zwischen dem Mindener Bischof und den Hoyer Grafen zu sehen sein, bei denen die Hoyaer die Oberhand behielten. Missbrauch des Katzenberges Der Katzenberg wurde leider oft als Übungsgelände für Crossfahr- und Motorräder missbraucht, obwohl dieser kleine Wald als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Die über viele Jahre erfolgten Fahrten über den Berg haben zu Veränderungen am Berg und am Graben geführt. Die Hügelspitze ist ohne Vegetation und über den Hügel ziehen sich die Furchen der Fahrrinnen, Bilder 1, 2, 7, und 9. Durch die vom Berg heruntergefahrene Erde sind scheinbar neue Erdbrücken über den Graben entstanden. Andererseits ist die ursprüngliche Erdbrücke über den inneren Graben gegenüber ersten Besichtigungen in den 80 er Jahren schmaler geworden, weil Erde heruntergefahren worden ist. Bild 14: Model der Turmhügelburg. Freie Rekonstruktion.

Literatur

Bach, Otto: Heimatgeschichte im Spiegel der Karte, Diepholz 1999 Denkmale: Archäologische Denkmale in den Landkreisen Diepholz und Nienburg/Weser. Landschaftsverband Weser-Hunte e.V. 2. Auflage Erler, Gerrnot: Das spätmittelalterliche Territorium Grafschaft Hoya, Dissertation Georg-August-Universität Göttingen, 1972 Gade, Heinrich: Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz, Originalnachdruck des Buches von 1901, Nienburg 1980 Gehrke, Hans: Ehrenburg, Sulingen 1972 HhSt: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Niedersachsen und Bremen, 4. Aufl. Stuttgart 1976 Heine, Hans-Wilhelm: Die Ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover, Hannover 2000. Hucker, Bernd Ulrich: Bassum, Bremen 1995 Hucker, Bernd Ulrich: Die Grafen von Hoya, Hoya 1993 Hucker, Bernd Ulrich: Twistringen um 1250, in: 750 Jahre Twistringen, Twistringen 2000 Lutosch, Gerhard: Die Siedlungsnamen des Landkreises Diepholz, Syke,1983 Mitthoff, H. Wilh. H.: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, Hannover 1878 Nieberding, C.H.: Geschichte des ehemaligen Niederstiftes Münster, Vechta 1840, Neudruck Vechta 1967 Pischke, Gudrun: Geschichtlicher Handatlas von Niedersachsen, Neumünster 1989 Plenge, Erich: Chronik von Stadt und Land Sulingen, Sulingen 1985 Scriverius, Dieter: Die weltliche Herrschaft des Mindener Stiftes, Dissertation Universität Hamburg 1966. Twistringen: 750 Jahre Twistringen, Twistringen 2000 Wunstorf, den 24.08.2022 Manfred Rasche
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